Marcus Bosch

Pressestimmen

Giacomo Puccini "La Bohème"

2016/07/08, Opernfestspiele Heidenheim Giacomo Puccini: "La Bohème"
Südwestpresse, 11. Juli 2016, Manfred F. Kubiak
Szenen eines Scheiterns

...Der Rest ist Musik. Und auch mit der wird ganze Arbeit geleistet an einem Premierenabend, der am Ende nicht einmal Wünsche ans Wetter übrig lässt. In Puccinis Bohème-Musik ist, um noch einmal auf den Opernweisen Ulrich Schreiber zurückzukommen, „die Vergeblichkeit des Aufschwungs schon einkomponiert“. Was, wenn’s, wie so oft auf vielen Bühnen, regiemäßig glatt und die sentimentalen Erwartungen bedienend also eigentlich schiefgeht mit dieser Oper, durchaus gefährlich sein kann, weil es womöglich auch musikalisch tiefergehende Überlegungen unnötig macht. Nicht jedoch in Heidenheim, wo Opernfestspieldirektor Marcus Bosch und die blendend aufgelegten, in allen Phasen und an allen Pulten musikalisch mitatmenden Stuttgarter Philharmoniker einen von allzu süßem Schmelz befreiten, gleichsam entschlackten Puccini zelebrieren, der vor allem hörbar auch der Tatsache huldigt, dass diese Musik ja deutlich vom Impressionismus beeinflusst ist. Farbe, Atmosphäre, der typische Mischklang in mittleren Lagen und vor allem der Genuss effektvoll fallender Quinten kommen indes nicht zu kurz, sondern erhalten in Boschs packender und imponierend austarierter, immer auch auf das Klangbild abzielenden Interpretation sogar noch einmal einen eigenen, gesteigerten Wert. Immer kitschfrei, nie mit Zuckerguss, auch nicht die „Flammen“-Pizzicati, wenn Rodolfo sein Manuskript dem Ofen überlässt oder wenn im beginnenden dritten Bild die Schneeflocken fallen. Immer in Kongruenz mit den auf der Bühne verhandelten Stimmungen. Großes Kino.



Zurück

alle Pressestimmen