Marcus Bosch

Pressestimmen

Aus einem Totenhaus

2016/03/12, Oper Nürnberg Leos Janacek: "Aus einem Totenhaus"
Concerti, 15. März 2016, Peter Krause
Erschütternde Lebensbeichten

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Marcus Bosch inszeniert am Pult seines hellwachen Orchesters grandios das ständige Umschlagen der Affekte in dieser scharf gezeichneten Partitur

Die unerhörte, pausenlose, nie nachlassende Spannung dieses grandiosen Musiktheaterabends basiert indes auf der maximalen musikalischen Qualität. Denn MarcusBosch spürt mit der Staatsphilharmonie Nürnberg den unzähligen schnellen kleinen Janáček-Motiven mit einer so sprechenden Prägnanz und tollen Präzision nach, dass wir unmittelbar hineingezogen werden in die ausweglose Normalität dieser Grenzsituation eines Ortes weit von der Welt, die wir zivilisiert nennen. Bosch inszeniert geradewegs am Pult seines hellwachen, mit tiefem Bewusstsein spielenden Orchesters das ständige Umschlagen der Affekte in dieser nervösen, scharf gezeichneten Partitur von Janáčeks bester Oper. In Sekundenschnelle wechselt da die Semantik der Motive, die Bosch gleißend herausmeißelt: Aggressivität wird in Zärtlichkeit und Wehmut umgebogen, dauernde Depression in Momente der Hoffnung.

Da tun sich Inseln des Schönen auf, da berührt auf einmal ein einsamer Sehnsuchtston der Solovioline, um sogleich schon wieder zu ersticken im düsteren Grauen des real existierenden Lagerlebens. Nürnbergs GMD hält das Tempo hoch, die Sogkraft auf der Bühne entspricht punktgenau jener aus dem Graben, und in 90 unglaublich dichten Minuten ist der Totenhaus-Spuk auch schon vorbei. Ein Opernabend von seltener Wahrhaftigkeit! Jeden Sänger aus dem markant besetzten, riesigen Männerensemble zu würdigen, sprengt den Raum der Kritik: Hervorgehoben sei nur Ausnahmebariton Antonio Yang, der in seinem Bericht von seiner unglücklichen Liebe in sängerdarstellerischer Weltklasse eine erschütternde Beichte ablegt.



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