Marcus Bosch

Pressestimmen

7. Philharmonisches Konzert "Frühlingserwachen"

2014/05/23, Meistersingerhalle Nürnberg Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 "Frühlingssinfonie"
Igor Strawinski Le sacre du printemps (Das Frühlingsopfer)

Staatsphilharmonie Nürnberg
Nürnberger Nachrichten, 26. Mai 2014, Anja Barckhausen
Expressive Frühlingsfeier Laues Wohlfühlklima herrschte keineswegs beim "Frühlingserwachen" der Staatsphilharmomie Nürnberg in der Meistersingerhalle, wo Marcus Bosch im 7. Philharmonischen Konzert gewaltige Klangmassen freisetzen ließ. Auch hundert Jahre nach der skandalträchtigen Pariser Uraufführung mit der berühmten Choreogarfie des russischen Startänzers Vaslav Nijinsky ist Strawinskys Ballettmusik "Le Sacre du Printemps" noch immer für gezieltes Schaudern gut, Messerscharfe, dissonante Störgeräusche, kunstvoll vergröberte Klangflächen sowie ein Trommelfeuer aus mysteriösen, schrägen und zwingenden Rhythmen: Das sind die expressionistischen Ingredienzien, die damals im Kessel ds Hexenmeisters der Moderne landeten. Eiskalt feiern seine "Bilder aus dem heidnischen Russland" das Kollektiv als Quelle ungeheuerlicher Vitalkräfte. Das brüllt und stampft, rollt dahin und treibt aus. Eine Mammutaufgabe: Distanzlosigkeit ist der Weg in ausufernden Lärm; Detailverssenheit freilich auch keine sichere Lösung. Zwischen solchen Perspektivwechseln gelingt Marcus Bosch die Balance: Mit dezidierter Zeichensetzung und tänzerischem Duktus steuert er die Klangfluten aus; zelebriert die Wucht der komplexen Rhythmik; blättert die einst an ästhetischen Grundfesten rüttelnde Skandalmusik als monumentale Collage genießerisch auf. Erste Sifnonie Ganz fern von gefühlig ausgepolsterten Wohlklang- und Innenansichten war zuvor die spannende Vorstellung von Schumanns erster ("Frühlings")-Sinfonie angesiedelt. Auf kurzem Bogen ausgerichtet und mit fast schon spröder Prägnanz spült diese historisch aufgeklärte Frühlingserwachen alles Zaudern schwungvoll hinweg. All das kleinteilige Wispern und Drängen in den Streichern schmiegt sich nch an den in Leipzig wirkenden Mendelssohn, wohin sich der nach quälender Unsicherheit gerade glücklich verheiratete Schumann orientierte. Taufrisch wirken die vier Sätze in der Lesart des den historischen Unterboden engagiert befragenden Dirigenten: Angefangen mit den Fanfarenklängen der ersten Takte, die das Schicksal entschlossen herauszufordern scheinen. Weiter mit der erregten Aufbruchstimmung, die der Kopfsatz zum Flimmern bringt. Weiter mit dem Steigerungsbogen im Larghetto, das in einer hauchzarten Streicherkantilene verklingen darf. Energiegeladen und eloquent dann das Scherzo - und zwischen koboldhaften Naturstimmen und staatstragendem Ernst aufgespannt das Finale.



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